Aktuelle Meldungen

Für Numismatiker, Sammler und Händler

13.10.2011

Dresdner Münzkabinett erhielt als Geschenk zwei seltene sächsische Medaillen

Immer wieder freuen sich Münzsammlungen über Stiftungen und Schenkungen, mit denen sie ihre Lücken füllen. Mitte Oktober 2011 konnte das Münzkabinett der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden aus der Versteigerung der umfangreichen Sachsensammlung Gerhart Rother, die am 21. Juni 2011 vom Auktionshaus Fritz Rudolf Künker GmbH & Co. KG erfolgreich abgeschlossen wurde, einen bedeutenden Zuwachs verzeichnen. Nach dem Wunsch von Gerhart Rother übergab der Osnabrücker Münzhändler Fritz Rudolf Künker im Rahmen einer kleinen Feierstunde zwei herausragende und äußerst seltene sächsische Medaillen im Wert von mehr als 33.000 Euro als Schenkung an die Dresdner Sammlung.
Es handelt sich zum einen um eine Goldene Verdienstmedaille von 1866 mit dem Kopf König Johanns von Sachsen und einer rückseitigen Inschrift. Die Medaille im Originaletui wiegt 69 Gramm und stammt aus dem Besitz des Clemens-Ordens in Münster. Es wird angenommen, dass sie nach der verlorenen Schlacht von Königgrätz am 3. Juli 1866 während des deutsch-österreichischen Kriegs von einer hochgestellte Persönlichkeit des Königshauses, möglicherweise von König Johann selbst, der damaligen Äbtissin des Clemens-Ordens als Dank und Anerkennung für die Pflege von Verwundeten verliehen wurde. Dass Sachsen nicht vom siegreichen Preußen geschluckt wurde wie Hannover sowie Nassau, Kurhessen und die Freie Stadt Frankfurt am Main, verdankt Johann den guten Beziehungen zum österreichischen Kaiser Franz Joseph. Im Krieg gegen Preußen und seine Verbündeten unterlegen, erreichte der Kaiser beim Frieden von Prag am 23. August 1866, dass Sachsen nicht angetastet wird. Allerdings musste das Land an Preußen eine hohe Kriegsentschädigung zahlen und dem von Preußen dominierten Norddeutschen Bund beitreten. Im 1871 gegründeten Kaiserreich spielte das Königreich Sachsen als politischer Faktor eine untergeordnete Rolle, besaß aber dank des Fleißes und der Findigkeit seiner Bewohner auf wirtschaftlichem Gebiet herausragende Bedeutung.
Die zweite Medaille ist eine der letzten Arbeiten von Friedrich Wilhelm Hörnlein, dem langjährigen Graveur an der Sächsischen Staatsmünze aus dem Jahr 1944, kurze Zeit vor der Zerstörung durch den verheerenden Bombenangriff vom 13. Februar 1945, bei dem Hörnlein ums Leben kam und sein Atelier zerstört wurde. Auf der Vorderseite sind markante Gebäude der Altstadt wie das Rathaus, die Frauenkirche, die Brühlsche Terrasse, die Kreuzkirche, der Hausmannsturm des Residenzschlosses sowie ganz rechts die Kathedrale und der Zwinger und im Vordergrund die Augustusbrücke dargestellt, während auf der Rückseite das Stadtwappen abgebildet ist. Die Punze SÄCHS. MÜNZE 999 am Rand nennt die Münzstätte in Muldenhütten bei Freiberg. Die Ehrenmedaille der Landeshauptstadt Dresden ist vergoldet und stammt, was sie besonders bemerkenswert und wertvoll macht, aus dem Besitz des Dichters Gerhart Hauptmann, die ihm 1944 verliehen wurde.
Bei der Entgegennahme der beiden Medaillen erklärte Rainer Grund, der Leiter des Dresdner Münzkabinetts, sie würden den Bestand auf wunderbare Weise ergänzen. In der für etwa 2015 geplanten Dauerausstellung im Dresdner Schloss sollen sie einen Ehrenplatz erhalten. "Bis die Sammlung dort eigene Räume beziehen kann, werden wir wie bisher im Hausmannsturm Sonderausstellungen zeigen. So zeigt die Staatliche Münzsammlung München vom 31. März bis 4. November 2012 die Ausstellung "Die Münzen aus Persepolis - Von Alexander dem Großen zu den Sasaniden", die zuvor schon in der bayerischen Landeshauptstadt zu sehen war. Helmut Caspar