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Für Numismatiker, Sammler und Händler

05.11.2014

Frankfurt und seine Krönungsmedaillen

Die Münzen der Freien und Reichsstadt Frankfurt am Main gehören zu den besonders gut erforschten numismatischen Gebieten innerhalb der deutschen Münz- und Geldgeschichte

Das Buch "Die Münzen von Frankfurt am Main nebst einer münzgeschichtlichen Einleitung und mehreren Anhängen" von Paul Joseph und Eduard Fellner erschien 1896 in Frankfurt am Main und wurde 1969 vom Zentralantiquariat der DDR nachgedruckt. Bis heute ist es Sammlern bestens bekannt und als Referenz- und Zitierwerk sowohl für Münzen als auch Medaillen unübertroffen, auf die wir hier aus Platzgründen nicht näher eingehen können. Vom späten 12. Jahrhundert bis zur Einverleibung der Stadt 1866 in den preußischen Staat nach dem Deutschen Krieg gegen Österreich und seine Verbündeten wurden hier unzählige Geldstücke geprägt - Groschen und Goldgulden, Taler und Dukaten, Pfennige, Kreuzer und viele andere Werte, gut erkennbar am einköpfigen gekrönten Adler, den Frankfurt im Wappen trägt. Zu den Frühjahrs- und Herbstmessen kamen zahlreiche Händler und Kaufleute in die Stadt am Main, die mit der Zeit zu einem wichtigen Banken- und Wechselplatz avancierte und heute als Sitz großer Geldhäuser das monetäre Zentrum der Bundesrepublik Deutschland darstellt. Nicht ohne Grund steuert die Europäische Zentralbank von Frankfurt aus die Währungspolitik im "Euroland".

Zwischen der erstmaligen Erwähnung von Frankfurt anno 794 und der Existenz einer königlichen Münze in der Stadt am Main in einer Urkunde von 1194 liegen 400 Jahre, doch was in dieser Zeit hier geprägt wurde, ist nur spärlich überliefert. Im 13. Jahrhundert hat man Brakteaten geprägt, von denen einige besonders schöne Exemplare Kaiser Friedrich I. und seine Gemahlin Beatrix zeigen. Die Verleihung des Münzrechts 1194 und dann noch einmal 1428 machte den Weg frei zu einer großartigen Folge von Silber- und Goldmünzen, auf denen sich die nur dem römisch-deutschen Kaiser verpflichtete Stadt stolz und selbstbewusst präsentierte. Auffällig ist, dass die zunächst ersten Groschen kein eigenständiges Design besitzen, sondern fremdes Geld nachahmen. Allerdings wird die Herkunft der Frankfurter Stücke durch einen einköpfigen Adlers unterstrichen, der bis weit ins 19. Jahrhundert auf den Münzen der Freien Stadt als Zeichen der Verbundenheit mit dem Reichsoberhaupt erscheint. Aus dem Rahmen fällt eine klippenförmige Medaille von 1600, die der Wardein Philipp Mussler mit dem Bild der mittelalterlichen Turnosen und der rückseitigen Inschrift "Die Turnosenart wart zuern [zu Ehren] gefallen meinen Herrn alln" schlug. Dass jemand damals die eigene numismatische Tradition auf diese Weise beschwor, hatte Seltenheitswert! Anno 1555 und damit vergleichsweise spät erhielt die Mainmetropole das Recht zur Goldmünzenprägung. Um den mal nach rechts, mal nach links blickenden Adler ist auf den Dukaten das - übersetzte - Motto "Der Name des Herrn ist der sicherste Schutz" gelegt, während die Rückseite Namen und Herkunft der Münze wiedergibt. Die Rückseite orientiert sich an holländischen Goldmünzen und signalisiert damit bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts hinein, dass die Frankfurter Dukaten denen der Niederlande ebenbürtig sind.

Als Ort der Kaiserkrönungen stand die Stadt am Main über anderen deutschen Städten, und sie hat seine Exklusivität auf zahlreichen Münzen und Medaillen für alle Zeiten stolz zum Ausdruck gebracht. Was auf diesem Gebiet zwischen 1562 und 1792 in der Krönungsstadt produziert und als Souvenirs aus Gold und Silber ausgestreut wurde, hat Gisela Förschner in einem 1992 veröffentlichten Katalog publiziert. Kein Geringerer als Johann Wolfgang von Goethe hat in seinen Erinnerungen "Dichtung und Wahrheit, Erster Teil, 5. Buch)" notiert, was er 1765 als junger Bursche in seiner Heimatstadt Frankfurt am Main erlebte, als Joseph II., der Sohn von Kaiser Franz I. und Maria Theresias, zum Mitregenten gekrönt wurde. Die betreffende Stelle lautet so: "...aller Augen warteten auf den Erbschatzmeister, der das Geld auswerfen sollte. Auch er bestieg ein schönes Ross, dem zu beiden Seiten des Sattels anstatt der Pistolenhalftern ein Paar prächtige, mit dem kurfürstlichen Wappen bestickte Beutel befestigt hingen, kaum hatte er sich in Bewegung gesetzt, als er in diese Taschen griff und rechte und links Gold- und Silbermünzen freigebig ausstreute, welche jedes Mal in der Luft als ein metallner Regen gar lustig glänzten. Tausende Hände zappelten augenblicklich in die Höhe, um die gaben zu empfangen; kaum aber waren die Münzen niedergefallen, so wühlte die Massen in sich selbst gegen den Boden und rang gewaltig um die Stücke, welche zur Erde gekommen sein. Da nun diese Bewegung von beiden Seiten sich immer wiederholten, wie der Geber vorwärts ritt, so war es für die Zuschauer ein sehr belustigender Anblick. Zum Schlusse ging es am allerlebhaftesten her, als er die Beuten selbst auswarf und ein jeder noch diesen höchsten Preis zu erhaschen trachtete."

Die ausgestreuten Krönungs- und Huldigungsmünzen hatten zumeist Groschengröße. In Gold ausgebracht, wogen sie etwa einen Dukaten, es kommen aber auch Abschläge im Gewicht von mehreren Dukaten vor. Auf vielen Stücken ist vermerkt, unter welches Motto der neue Herrscher seine Regentschaft stellt. So werden Frömmigkeit und Eintracht, öffentliches Glück, Tüchtigkeit, Gerechtigkeit und Treue, Moral und Frömmigkeit und andere Werte beschworen, aber selten eingehalten, wie man aus der Geschichte weiß. In Gold geprägt dienten die Stücke auch als eine Art Kapitalanlage, weshalb vermutlich viele dieser numismatischen Kostbarkeiten in Notzeiten eingeschmolzen wurden. Das erklärt die Seltenheit der Stücke, vor allem dann, wenn sie aus Gold sind. Außer kleinen, eher unscheinbaren Geprägen ließen die römisch-deutschen Kaiser von hochkarätigen Künstlern aufwändig gestaltete Krönungsmedaillen anfertigen. Sie sind begehrte Sammlerstücke und werden, vor allem wenn sie aus Gold bestehen, sehr gut bezahlt. Helmut Caspar