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06.08.2013

Gold gab ich für Eisen

Berliner Münzkabinett zeigt Medaillen aus dem Ersten Weltkrieg und solche, die 100 Jahre später an ihn erinnern

Für das Vaterland kämpfen und vielleicht auch zu sterben war am Beginn des Ersten Weltkriegs für Millionen Soldaten keine Frage. Mit Begeisterung zogen sie nach dem 1. August 1914 in den Kampf, der sich binnen kurzer Zeit aus einem regionalen Konflikt auf dem Balkan zu einem kaum noch zu kontrollierenden Flächenbrand entwickelte. Vor hundert Jahren war das so genannte Goldene Zeitalter, es die eisernen Mühlen des Krieges begannen zu mahlen und rissen unzählige Soldaten und Zivilisten mit sich. Vier Jahre später verloren Kaiser und Könige ihre Kronen, und auch die Grenzen der unterlegenen Staaten wurden verändert, was bis heute Revisionisten auf Trapp hält. Die Folgen der Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts, wie man heute sagt, waren für das Deutsche Reich und seine Verbündeten katastrophal. Die Siegermächte sahen in ihnen die Alleinschuldigen an dem Gemetzel, und sie ließen vor allem das Deutsche Reich ihre ganze Wut spüren. Die Bestimmungen des Versailler Vertrags knechteten die Deutschen so sehr, dass radikale Gruppen, allen voran Hitlers NSDAP, unter der Losung "Weg von Versailles" unzählige Unzufriedene um sich zu sammeln vermochten und 1933 die NS-Diktatur errichten konnten, die nach weiteren zwölf Jahren im Blut und Chaos des Zweiten Weltkriegs unterging.

Das Münzkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin Preußischer Kulturbesitz zeigt bis zum 30. März 2015 im Rahmen des Themenjahrs "Aufbruch 1914 Weltbruch" im Bode-Museum auf der Museumsinsel eine Auswahl seiner im Ersten Weltkrieg entstandenen Medaillen. Hinzu kommen 30 Arbeiten einer Medaillenedition, die von 16 Künstlerinnen und Künstlern zum einhundertsten Jahrestag über das gleiche Thema geschaffen wurden (siehe Internet www.medaillenkunst.de). Die Ausstellung "Gold gab ich für Eisen - Der Erste Weltkrieg im Medium der Medaille" macht mit Arbeiten bekannt, die auf beiden Seiten sowohl pure Kriegspropaganda betrieben haben und kommerziellen Interessen dienten als auch das Geschehen an den Fronten und der Heimat differenziert bis kritisch hinterfragten. So wurden als "Taler" bezeichnete Medaillen mit dem Kopf von Kaiser Wilhelm II. und seiner Behauptung "In aufgedrungener Notwehr mit reinem Gewissen und reiner Hand ergreifen wir das Schwert" sowie mit dem Porträt von Paul von Hindenburg angeboten, der als Bezwinger der Russen und Befreier Ostpreußens gefeiert wird. Unzählige Medaillen dieser Art wurden hergestellt, und sie feierten Monarchen und Heerführer und schilderten den Krieg als unvermeidlichen Waffengang unter dem Motto "Mit Gott für Kaiser und Reich". Heute noch in manchen Sammlungen liegende Eisenmedaillen dienten als Quittung für die Abgabe von Gold in Form von Münzen und Juwelen. Versehen mit der Aufschrift "Gold gab ich zur Wehr / Eisen nahm ich zur Ehr" knüpften die Gussmedaillen an die Spendenfreudigkeit in den Befreiungskriegen von 1813 bis 1815 an. Damals wurde die Bevölkerung aufgerufen, sich von ihren Wertgegenständen zu trennen, um mit dem Erlös Freiwillige auszurüsten und die Kosten des Kriegs gegen das napoleonische Frankreich zu tragen.

Die Kriegsgegner gingen, wie die Ausstellung zeigt, miteinander alles andere als fair um. Nichts blieb unversucht, die andere Seite zu verteufeln und sie der schlimmsten Verbrechen zu bezichtigen. Die Ausstellung und das zu ihr erschienene Buch (278 S., zahlr. Abb., 24,95 Euro ISBN 978-3-88609-748-7) bietet markante Beispiele für den Ge- und Missbrauch von Medaillen als Medium der Kriegspropaganda. Darüber hinaus wird daran erinnert, dass der damalige Direktor des Berliner Münzkabinetts, Julius Menadier, im Dezember 1915 zur Schaffung einer Medaillenedition aufrief, um "die Persönlichkeiten und die Taten unserer Führer, unserer Helden, die Einmütigkeit und die Hingebung des gesamten Volkes in kleinen, aber höchst bedeutsamen Kunstwerken zu verewigen". Der Aufruf der Freunde der deutschen Schaumünze fand großen Widerhall. Die von namhaften Künstlern geschaffenen Medaillen und Plaketten bilden den ganzen Kosmos damaliger Haltungen zum Krieg an, beginnend bei unverhohlener Begeisterung und Heldenverehrung bis zur ungeschminkten Darstellung des Todes, der unter Soldaten und Zivilisten grausige Ernte hält.

Nach dem Beginn des Ersten Weltkriegs wich die anfängliche Kriegsbegeisterung der Ernüchterung, und es erscholl immer lauter der Ruf, den sinnlosen Massenmord zu beenden und eine stabile Friedensordnung zu schaffen. "Reicht die Bruderhand als schönste aller Gaben / übern Graben, Leute, übern Graben", schrieb Kurt Tucholsky in einer Zeit, als eine deutsche Diktatur und ein weite