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Für Numismatiker, Sammler und Händler

24.11.2014

Kronen, Mützen, Eisenkleider

Das Thema Mode auf Münzen und Medaillen ergibt eine interessante Sammlung

Hüte und Helme, Bänder im Haar, Lorbeerzweige und Kronen, aber auch Perlenschnüre und Schleier waren bereits in der Antike wichtige, auf Münzen abgebildete Standessymbole. Wer sich mit antiken Münzen beschäftigt, lernt kurze und lange Gewänder kennen, dazu Mäntel und Umhänge, aber auch Helme und andere Kopfbedeckungen. Da es umständlich und teuer war, Tuche einzufärben, musste sich das einfache Volk mit unbehandelten Stoffen begnügen, während sich die herrschenden Familien in Samt, Seide, Pelze und andere kostbare Materialien hüllten und dies auch auf Münzen zeigten. An der Form der in üppigem Faltenwurf um den Körper gelegten, häufig nur durch Gürtel, Fibeln und Schnallen zusammen gehaltenen Kleidung erkannte man, wen man vor sich hatte. Analog zur hierarchisch gegliederten Feudalgesellschaft unterlag in nachantiker Zeit das Tragen von Kleidern, Kopfbedeckungen und Haaren strengen Regeln. Je üppiger die Stoffe, je reicher der Besatz, je kostbarer der Schmuck, um so höher war der Rang ihrer Träger, ganz gleich ob es sich um Männer oder Frauen handelte. Um üppigem Kleiderprunk zu begegnen und gleichzeitig die Standesunterschiede zu bewahren sowie Geld im Lande zu halten, erließen die Fürsten und städtischen Magistrate Ordnungen, die Handwerkern, Bauern, Tagelöhnern, Dienstboten ähnlichen Personen nur das Tragen von einfachen Stoffen ohne teuren Besatz und Schmuck erlaubten. Selbstverständlich wurden diese Kleiderordnungen immer wieder durchbrochen, und so ließen sich wohlhabende Bürgersleute seit der Renaissance auf Medaillen wie Leute aus dem Adel in kostbarem Tuch mit reichen Pelzbesatz und Stickereien verewigen.

Bei der großen Bedeutung, die modischer Kleidung und Rangabzeichen beigelegt wurden, verwundert es nicht, dass Stempelschneider ihren ganzen Ehrgeiz darein legten, die aktuelle Mode einschließlich der im Krieg und bei Turnieren getragenen Kettenhemden, Rüstungen und Helme darzustellen. Die zentnerschweren Eisenkleider schränkten die Beweglichkeit von Ross und Reiter stark ein, zudem bekam der Kämpe unterm Helm oft kaum Luft und konnte wenig sehen. Dennoch behaupteten sich mehr oder weniger gut die blank polierten, gelegentlich vergoldeten und kunstvoll geätzten Harnische lange als Schutz vor Schwerthieben und Pfeilen, bis Feuerwaffen sie überflüssig machten. Die mühsam von den Plattnern geschmiedeten Kampf- und Prunkharnische waren sehr teuer und konnten daher nur von begüterten Personen bezahlt und getragen werden. Wir finden solche recht unbequemen, im Kriegsfall und auf Turnieren aber lebenswichtigen Vermummungen bereits auf Brakteaten des hohen Mittelalters.

In der Barockzeit waren "römische" Harnische ein unentbehrliches Standessymbol, gut zu erkennen auf unzähligen Münzen und Medaillen. Der vom Hermelinmantel ein wenig verdeckte Brustpanzer wurde manchmal mit einem Medusenkopf geschmückt, mit dem man bereits in der Antike dem Feind Angst einzujagen versuchte. Eisenhelme wurden in der Barockzeit auf Münzen und Medaillen nicht mehr getragen, meist liegen sie, mit Federbüschen geschmückt, neben dem Porträt. Wenn man Helme auf geprägtem Metall darstellte, dann als vor allem Wappenschmuck und als Erkennungszeichen etwa bei Kriegen und Turnieren, waren aber auch ein Beweis für adlige Herkunft und Besitzansprüche. In fürstlichen Trauerzügen hat man aus diesem Grund vergoldete Helme auf dem Sarg gelegt oder bei Umzügen dem teuren Toten voran getragen.

Mit dem Siegeszug der Feuerwaffen ab dem 17. Jahrhundert büßten die aus drei bis fünf Millimeter starkem Blech gefertigten Eisenkleider zunehmend ihre Bedeutung als Körperschutz ein. Natürlich hätten die Harnischmacher die Panzerung verstärken können, doch dies hätte zu starker Gewichtszunahme geführt und die ohnehin beschränkte Beweglichkeit von Ross und Reiter stark eingeschränkt. So ging man zu leichten Brustpanzern über, die im Nahkampf vor Hieb- und Stoßwaffen schützten, beim Beschuss aber wenig ausrichteten. Lediglich "schwere" Reiterei bediente sich eines stärkeren Brust-, Rücken- und Kopfschutzes, während dem Fußvolk nur Hüte und bunte Stoffuniformen zugebilligt wurden. So ausgestattet, konnte Soldaten schneller agieren, waren aber verletzlich. Während im 18. Jahrhundert Harnische aus der Mode kamen und daher auch auf Münzen und Medaillen immer seltener erscheinen, erlebten sie im späten 19. Jahrhundert noch einmal ein Comeback als Zeugnis alter Ritterherrlichkeit. Hierher gehören vor allem Darstellungen Kaiser Wilhelms II. mit dem adlergeschmückten Helm und dem blitzblanken Küraß seines Eliteregiments Garde du Corps, zu finden auf Jubiläumsmünzen von 1901 sowie Prägungen und Geldscheinen für deutsche Kolonien. Helmut Caspar