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Für Numismatiker, Sammler und Händler

16.03.2015

Luthers Ehrengedächtnis

Münzen und Medaillen zur Reformation von 1517 und ihren Folgen

Kaum eine Persönlichkeit der deutschen Geschichte, von Kaisern, Königen und Fürsten abgesehen, ist so oft auf Medaillen und Münzen abgebildet und geehrt worden wie Martin Luther. Regelmäßig wurde seiner bei Jahrhundertfeiern der Reformation sowie an seinem Geburts- und Todestag und bei anderen Anlässen gedacht. So erinnerte man 1617 daran, dass der Augustinermönch einhundert Jahre zuvor seine 95 Thesen wider den Ablasshandel und andere Auswüchse und Gebrechen der Papstkirche an die Wittenberger Schloss- und Universitätskirche geschlagen hat. Die mutige Tat brachte dem Reformator große Popularität ein, gefährdete aber auch sein Leben und das seiner Anhänger. Die Augsburger Konfession von 1530, die den protestantischen Fürsten ein gewisses Maß Glaubensfreiheit zusicherte, wurde 1630 und danach durch weitere als "Luthers Ehrengedächtnis" deklarierte Gedenkstücke aus Gold, Silber und anderen Metallen gefeiert. Sie und viele andere Gepräge bilden ein interessantes Sammelgebiet, das in der numismatischen Literatur gut erfasst ist.
In dem Buch "Reformatio in Nummis - Luther und die Reformation auf Münzen und Medaillen" (Verlag Schnell + Steiner Regensburg 2014, 255 S., zahlreiche meist farbige Abb., 12,95 Euro, ISBN 978-3-7954-2900-3) werden die schönsten Stücke vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart gezeigt und erläutert. Der Katalog anlässlich einer Sonderausstellung auf der Wartburg bei Eisenach wurde von Elisabeth Doerk im Auftrag der Wartburgstiftung in Zusammenarbeit mit dem Osnabrücker Auktionshaus Fritz Rudolf Künker herausgegeben. Die Ausstellung und das dazu passende Buch sind ein wichtiger Beitrag zur Vorbereitung auf das Lutherjahr 2017, für das eine deutsche Sondermünze und viele Medaillen erwartet werden. Untersucht wird zunächst die Entwicklung von Jan Hus, der 1415 in Konstanz als Ketzer verbrannt wurde, zu Martin Luther, und es wird dargelegt, welches Verhältnis Luther zum Geld, zum Ablasshandel, zu Kaufmannsmessen und zu Banken hatte. Sodann sind Einzelheiten über die Rolle zu erfahren, die kursächsische und weitere Münzen und Medaillen bei der Verbreitung der Lutherschen Lehre, aber auch von Bildnissen des Reformators und seiner Mitstreiter spielten. Es schließt sich eine Betrachtung über die bekannten braunschweigischen Pfaffenfeind-Taler von 1622 an. Aus dem Silber eines Paderborner Kirchenschatzes gefertigt, waren sie so beliebt, dass sie immer wieder nachgeprägt wurden, was die Unterscheidung zwischen Originalen und späteren Versionen nicht gerade leicht macht. Weitere Beiträge befassen sich mit Wandlungen, die Luthers Bildnis im Laufe der Jahrhunderte durchgemacht haben, aber auch mit der bildlichen und numismatischen Würdigung weiterer Reformatoren wie Hus, Melanchthon und Spalatin. Schließlich geht das Buch auf das Reformationsgedenken in der modernen und zeitgenössischen Medaillenkunst ein und stellt die mit vielen Raritäten bestückte Sammlung der Wartburg speziell zu Thema vor.

Der zweite Teil der hochinteressanten Publikation besteht aus einem Katalog infrage kommender Gepräge, wobei zunächst solche Arbeiten vorgestellt werden, die Martin Luther und seine Frau Katharina von Bora und seine Familie würdigen. Es schließen sich Münzen und Medaillen an, die die reformatorische Bewegung mit Sympathie beziehungsweise mit Spott und Häme aufs Korn nehmen und zeigen, welch gewaltiges Echo jene Forderungen von 1517 überall in Europa hatten. Namentlich Kursachsen, mit seiner Residenz- und Universitätsstadt Wittenberg Wiege der reformatorischen Bewegung in Deutschland und darüber hinaus, tat sich durch Gedenkmünzen sowie Medaillen hervor, die die Glaubensstärke des Herrscherhauses unterstreichen. Lesenswert ist ferner der Abschnitt, in dem die Leiden und Nöte der Menschen auf Medaillen dargestellt werden, die ungeachtet der Bedrückung durch katholischen Herrscher wie Ludwig XIV. von Frankreich an ihrem Bekenntnis fest hielten und lieber ihre Heimat verließen als zwangsweise in den Schoß der römischen Kirche zurückzukehren. Sammler kennen die Münzen und Medaillen, mit denen die Wiedertäufer in Münster für sich und ihre kurze Königsherrschaft würdigten. Die so genannten Wiedertäufertaler von 1534 waren nicht für den Geldverkehr bestimmt, denn der Gemeinschaft war der Besitz von Geld und der Kauf von Waren verboten und nur der Tauschhandel erlaubt, sondern als Mittel der Propaganda für ihre Lehre. Beschädigungen auf einem dieser Stücke unterstreichen, dass nicht jedem das Treiben der Wiedertäufer gefallen haben. Weitere Themen im Katalogteil sind das Asyl, das in protestantischen Ländern Glaubensflüchtlingen gewährt wurde, sowie die Jahresfeiern der Reformation 1617, 1630, 1717, 1817, 1830, 1917 und später. Ganz zum Schluss unterstreicht ein Ausblick auf moderne Guss- und Prägemedaillen, dass das Thema Luther und die Reformation auch heute präsent und noch lange nicht ausgereizt ist. Helmut Caspar