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02.12.2015

Römerlager und Römermünzen bei Hannover entdeckt

Archäologen haben im niedersächsischen Wilkenburg bei Hannover ein römisches Heerlager aus der Zeit um Christi Geburt entdeckt

Es zählt zu den größten Anlagen dieser Art rechts des Rheins und dürfte mindestens 20 000 Mann Platz gegeben haben. Für die Wissenschaftler hat der Fund der Anlage auf einer Fläche von etwa 30 Hektar große Bedeutung, denn es ist das erste Heereslager, das in der norddeutschen Tiefebene entdeckt wurde. Bei ihren Ausgrabungen fanden die Archäologen römische Sandalennägel, aber auch ganze und halbierte Kupfermünzen sowie Silberdenare aus der Zeit des Kaisers Augustus. Offenbar wurde das Lager nur ein bis drei Nächte genutzt und dann wieder aufgegeben, weil das Heer weiter zog, sagt der Salvatore Ortisi von der Universität Osnabrück. Das Lager sei in typisch römischer Bauweise mit Wehrgräben angelegt worden, die unten spitz zulaufen. Auch sei eine Toranlage am höchsten Punkt des Platzes nachgewiesen worden. Die Wissenschaftler waren durch Luftbilder auf die Grabenstrukturen des Lagers aufmerksam geworden. Ihnen fielen Bewuchsmerkmale an der Oberfläche auf. So wächst Getreide in ehemaligen Vertiefungen höher und ist auch grüner als die Pflanzen in der Umgebung. Das Lager von Wilkenburg wurde nach jetzigen Erkenntnissen zwischen 12 vor Christus und 9 nach Christus angelegt. Täglich marschierten die Legionäre etwa 20 Kilometer durch das heutige Niedersachsen. Wenn sie pausierten, mussten sie ein Lager aus dem Boden stampfen und es durch Gräben und Palisaden vor Eindringlingen absichern. Anscheinend gingen die Soldaten mit ihrem Sold wenig sorgsam um, sonst wären den Archäologen nicht so viele Münzen in die Hände gefallen. Die Wissenschaftler haben nun einen Anhaltspunkt für ein konkretes Römerlager und hoffen, im Umkreis von 20 Kilometern eine weitere Anlage dieser Art zu finden. Die Funde bei Hannover weisen auf die Zeit der römischen Expansion im damaligen Germanien, die mit der Niederlage der Römer in der Varusschlacht anno Jahr 9 nach Christus bei Kalkriese ein abruptes Ende fand. Helmut Caspar