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Für Numismatiker, Sammler und Händler

06.08.2013

Seltene Jahrgänge

Was es mit Fünfzigern sowie Drei- und Fünfmarkstücken von 1924 und 1933 auf sich hat

Die Kurs- und Gedenkmünzen der Kaiserzeit und der Weimarer Republik erfreuen sich bei Sammlern großer Beliebtheit. Sie sind gut erforscht und in Katalogen mit den Namen ihrer Schöpfer vermerkt. Außerdem findet man Angaben über die Prägeanstalten, in denen sie hergestellt wurden, sowie über die Auflagezahlen. Schaut man genau hin, dann fallen bei den Kursmünzen einige seltene Jahrgänge auf. Im Unterschied zu den Gedenkmünzen hat man in der Kaiserzeit und der Weimarer Republik den Kursmünzen als Sammelgegenstand weniger Aufmerksamkeit geschenkt. Waren sie lange im Umlauf und daher abgegriffen und unansehnlich, wurden sie eingezogen und eingeschmolzen, also vernichtet. Bei dem bekannten Fünf-Mark-Stück, das ab 1927 in Berlin mit dem Münzzeichen A sowie in München (D), Muldenhütten (E), Stuttgart (F), Karlsruhe (G) und Hamburg (J) mit dem Eichenbaum geprägt wurde, gibt es den seltenen Jahrgang 1933. Offiziell wurden von ihm in Hamburg 422 800 Stück geprägt, was auch heute noch ein häufiges Vorkommen vermuten lässt. In Wirklichkeit aber muss man diese Ausgabe im Münzhandel mit der Lupe suchen, denn sie ist sehr selten und daher auch teuer. Für makellose Stücke werden hohe Liebhaberpreise gezahlt.

Dass der "Eichbaum" von 1933 so selten ist, hat mit Veränderungen bei der Emission der Reichsmünzen zu tun. In der Endphase der Weimarer Republik wurde der Ruf nach neuen, aber kleineren und leichteren Münzen laut. In der Öffentlichkeit wurde die Forderung erhoben, die schlechte Silberlegierung von 500/1000 (Tausendteilen) gegen eine bessere von 625/1000 zu ersetzen und gleichzeitig das Gewicht und den Durchmesser der Geldstücke herabzusetzen. Man wollte nicht länger die vergleichsweise großen und schweren Münzen zu fünf und drei Reichsmark mit sich herumtragen und mit ihnen bezahlen.

Die Forderung nach einer Umstellung fiel auf fruchtbaren Boden, und so wurde im Reichsfinanzministerium eine Reform auf den Weg gebracht. Dass sie zeitgleich mit der Errichtung der Nazi-Diktatur am 30. Januar 1933 zusammen fiel, war ein zeitlicher Zufall. Die in Hamburg mit der Jahreszahl 1933 und dem Münzbuchstaben J auf Vorrat geprägten Fünfmarkstücke mit dem knorrigen Eichenbaum wurden nicht mehr gebraucht. Fast die ganze Auflage des von Maximilian Dasio geprägten Schwergewichts wurde nicht ausgegeben, sondern einbehalten und eingeschmolzen. Nur wenige Stücke gelangten an die Öffentlichkeit und in Sammlerhände. Da der 1933-er Jahrgang sehr selten ist, muss auf Fälschungen geachtet werden. So kommen Stücke vor, auf denen sehr kunstvoll die letzte 3 in der Jahreszahl aus einer anderen Zahl fabriziert wurde.

Ähnlich wie der "deutsche Kraft und Standhaftigkeit" verkörpernde Eichbaum-Münze erging es einer Kursmünze zu drei Reichsmark ebenfalls mit der Jahreszahl 1933, die mit dem Buchstaben G in Karlsruhe in einer Auflage von 152 000 Exemplaren geprägt wurde. Gestaltet nach einem Entwurf von Emil Rudolf Weiß, fiel das mit der Wertzahl 3 und dem Reichsadler geschmückte Geldstück der Umstellung von schweren auf leichten Kursmünzen aus besserem Silber zum Opfer und tauchte daher kaum in der Öffentlichkeit auf. Allgemein gilt, dass man damals Kursmünzen weniger Aufmerksamkeit schenkte als den Gedenkmünzen, die man viel lieber in eine Sammlung legte. Ob fünf oder drei Reichsmark, ob Eichbaum oder nur Wertzahl - die Münzen besaßen eine hohe Kaufkraft, und kaum jemand sah die Notwendigkeit, sie beiseite zu legen. Als Sammler auf sie aufmerksam wurden, war es schon zu spät, denn die meisten Geldstücke hatten bereits den Tod im Schmelztiegel erlitten. Wer nach Vollständigkeit strebt, muss tief in die Tasche greifen, um in den Besitz dieser Rarität zu kommen. Selbstverständlich kommen auch bei diesem Jahrgang und weiteren Stücken Fälschungen vor.

Auch beim Fünfzig-Pfennig-Stück, das 1924 und 1925 nach dem Ende der Inflation geprägt wurde, muss die Frage "Echt oder falsch" beantwortet werde. Gestaltet von Waldemar Raemisch, zeigt die Münze die Wertzahl 50 in einem auf der Spitze stehenden Quadrat, das von Eichenblättern umschlossen wird. Auf der Rückseite zeigt der Künstler nicht den Reichsadler, sondern sechs Getreidegarben. Die gleichen Motive finden sich auch auf den Fünf- und Zehn-Pfennig-Stücken, die zwischen 1924 und 1936 in großen Auflagen hergestellt wurden. Von dem nur 1924 und 1925 geprägten Fünfziger indes kommen unterschiedlich hohe Stückzahlen je nach Münzzeichen vor. So hat man 1924 von ihm in Karlsruhe laut Katalogangaben nur 11 224 Stück hergestellt, was ihnen auf der Hitliste der teuersten Reichsmünzen einen vorderen Platz zumal dann sichert, wenn sie in makellosem Zustand zur Auktion kommen. Helmut Caspar